Keine Zeit zu kacken
Haben Sie auch so ein Exemplar zu Hause? Bello muss dringend raus, zeigt es auch an und dann - schnüffeln hier, markieren da, unbedingt ganz schnell auf die andere Seite des Weges und ... uiiii ... da vorne kommt ein Hund! Der MUSS begrüßt werden. Ja, da gibt es mehrere. Meist sind das etwas unruhige Zeitgenossen mit Hang zur Arbeitswut. Da wird beim Geschäftverrichten geschnüffelt und sogar gewandert - und zwar nicht, weil die Hunde unter Verstopfung leiden, sich einfach schwer tun oder weitergezogen werden (bitte tun Sie das niemals, außer bei Lebensgefahr). Nein, sie haben einfach besseres zu tun :) Herzlichen Glückwunsch, Sie haben höchstwahrscheinlich einen sehr lernwilligen Hund. Aber Achtung! Gerade bei diesen Hunden ist es von zentraler Bedeutung, Ruhephasen einzuhalten, sie für ruhiges Verhalten zu loben - Ruhe "fangen", nennt man das. Warum das wichtig ist? Tut man das nicht, werden die Hunde immer nervöser und verlieren ihr Körpergefühl. Dann wird z. B. die Existenz der Hinterbeine vergessen, ohne Rücksicht auf Verluste rumgerast und bei unserem Semmi geht das manchmal soweit, dass er beim Fressen etwas Urin verliert. Er bemerkt es nicht mal! Äußerlich sehen wir ihm die Unruhe kaum an. Das ist zugegeben ein recht extremer Fall, aber nicht so selten wie man denkt. Unsere Hunde sind über viele Generationen darauf selektiert, ausdauernd und mit viel Eifer bestimmte Aufgaben zu erledigen. Heute tut das kaum mehr ein Hund. Den Eifer, die Schnelligkeit und die Ausdauer haben sie aber noch. Wird dafür kein Ventil gefunden, reagieren manche mit Dauererregbarkeit. Bestimmte Rassen wie Jack-Russell-Terrier, Border Collies oder Australian Shepherds müssen zudem regelrecht lernen, sich zu entspannen; fast ausnahmslos. Wird das nicht von klein auf geübt oder leben sie in unsicheren, unklaren oder beängstigenden Umständen, kommen sie trotz Beschäftigung auf einen Erregungslevel, aus dem sie nur mit viel Geduld, ganz viel Ruhe und nicht selten unterstützender Ernährung wieder herausgeholt werden können.
Wie? Was? Ernährung? Ja, tatsächlich! Was genau Ihrem Bello helfen kann, erkläre ich Ihnen gerne nach einer ausführlichen Anamnese. Das Training ersetzt es nicht. Umgekehrt gibt es jedoch viele Fälle, wo man sich einen Wolf trainieren kann, ohne zufriedenstellende Verbesserungen zu erzielen, sich durch gezielte, ernährungsphysiologische Unterstützung aber plötzlich nachhaltigere Trainingserfolge einstellen.
Abschließend lässt Semmi grüßen, er hat gerade keine Zeit :) Sein neuer, schwimmfähiger Nylonknochen muss spazierengetragen werden. Und unser wunderbarer Charlie hat in seinem zu kurzen Leben wenigstens keine Zeit mit Kacken vergeudet.