Impfen, aber mit Köpfchen - entzerrte Impfempfehlung der LMU
Kennen Sie schon die neue – entzerrte – Impfempfehlung der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München? Kennt sie Ihr Tierarzt?
Impfen ist wichtig und sinnvoll, aber immer mit einer Herausforderung für das Immunsystem verbunden. Die früher üblichen 5- oder gar 6-fach Impfungen stellen da eine Belastung des Körpers dar. Besitzer stellen immer häufiger in Frage, ob eine jährliche Impfung gegen üblicherweise 6 Krankheiten (Parvovirose, Staupe, Leptospirose, Zwingerhusten, Hepatitis, Tollwut) wirklich notwendig ist.
Seit 2012 gibt es eine Empfehlung der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München, die diesen Rhythmus entzerrt und die Hunde (und Katzen) vor einer übermäßigen Belastung schützt. Sie definiert sogenannte Core-Vakzine, also Impfstoffe, die unbedingt notwendig sind, und Non-Core-Vakzine, die nicht oder nur bei Bedarf notwendig sind. Auch wurden die Intervalle der Impfungen verlängert, d.h. die Immunitätsdauer einer einzigen Impfung wurde von einem Jahr auf bis zu 3 Jahre verlängert. So lässt sich ein Schema erstellen, nach dem Ihr Liebling zwar jedes Jahr seinen Gesundheitscheck beim Tierarzt bekommt, aber nur gegen eine oder zwei Krankheiten gleichzeitig geimpft wird.
Neu seit März 2021 ist die Tollwut-Impfung nicht mehr bei den Core-Vakzinen vertreten. Aus gesundheitlichen und epidemiologischen Gründen ist das vollkommen nachvollziehbar und vielleicht sogar überfällig, schließlich ist Deutschland seit 2006 tollwutfrei und fast alle Anrainerstaaten seit vielen Jahren ebenfalls. ABER: Sollte es einmal zu einem Beißvorfall (oder auch nur einem behaupteten Beißvorfall) kommen, fragt das Veterinäramt und die meisten Versicherungen i.d.R. nach der Tollwut-Impfung. Ebenso wird die Tollwut-Impfung beim Grenzübertritt benötigt. Deshalb empfehle ich dringend ebenfalls die Tollwut-Impfung, allerdings muss das beileibe nicht im Alter von 12 Wochen gemacht werden. Geben Sie Ihrem Liebling hier ruhig einige Monate Zeit, sein Immunsystem zu trainieren und lassen Sie ihn erst später, oder wenn es eben wegen eines Grenzübertritts notwendig ist, impfen.
Tipps
- Zeigen Sie die Impfempfehlungen der LMU München Ihrem Tierarzt.
- Bestehen Sie auf Impfstoffe, deren Immunitätsdauer laut Beipackzettel/Herstellerinformation mit mind. 3 Jahren angegeben ist (Ausnahme Leptospirose und einige Non-Core-Vakzine).
- Bestehen Sie darauf, dass im Impfpass unbedingt die vom Hersteller angegebene Immunitätsdauer eingetragen wird! Besonders wichtig bei der Tollwut-Impfung.
- Lassen Sie sich nicht gegen Ihr Gefühl zur 5-fach-Impfung überreden, weil man das eben so macht oder der Impfstoff verbraucht werden muss.
- Lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt beraten, ob und falls ja, welche Non-Core-Vakzine für Ihren Hund sinnvoll sind und welche nicht. Fragen Sie nach Gründen für seine Empfehlung und lassen Sie nicht locker, wenn Sie die Begründung nicht verstehen. „Den Impfstoff verwenden wir immer.“, „Es gibt keine Nebenwirkungen.“, „Das wird allgemein gut vertragen.“ und ähnliche Aussagen sind keine Argumente.
Mögliches Impfschema
Alter Parvovirose (CPV) Staupe (CDV) Tollwut Leptospirose
12 Wochen x x
16 Wochen
x
x
6 Monate x x (im Frühjahr)
16 Monate x x
18 Monate x x (im Frühjahr)
2 Jahre x (im Frühjahr)
3 Jahre bei fehlenden Antikörpern bei fehlenden Antikörpern x (im Frühjahr)
4 Jahre x x (im Frühjahr)
5 Jahre x (im Frühjahr)
6 Jahre bei fehlenden Antikörpern bei fehlenden Antikörpern x (im Frühjahr)
7 Jahre x x (im Frühjahr)
8 Jahre x (im Frühjahr)
etc.
Die Gesundheit Ihres Lieblings wird’s Ihnen danken!
Eine Impfberatung der Kleintierklinik der LMU München finden Sie hier, übrigens auch für Katzen. Dort können Sie auch die aktuelle Impfempfehlung abrufen.
Diesen Text können Sie sich zusammen mit der aktuellen Impfempfehlung herunterladen.